2. FASTENSONNTAG
21. Febr. 2016
Evangelium nach Lukas (9,28b-34)
Es gibt Momente, wo Menschen Sternstunden, oder „Gipfelerlebnisse“ erleben dürfen. Wer schon einmal auf einem hohen Gipfel gestanden ist, wird es vielleicht erlebt haben. Obwohl es schon viele Jahre her ist, kann ich mich noch gut erinnern: Wir waren mit einer kleinen Gruppe in den Bergen unterwegs und kamen auf einen Gipfel, wo wir allein zu zweit zurückblieben, weil die anderen schon hinuntergegangen waren. Ein überwältigendes Erlebnis. Das Enge und Hektische der Welt hatten wir zurückgelassen. Schwindelerregende Tiefe, schwindelerregende Weite. Ich fühlte mich zutiefst ergriffen von der Größe, Weite und Schönheit. Dort spürte ich, was mit „Ehrfurcht“ gemeint ist: Ehrfurcht vor Gott: Einerseits diese „Furcht“ vor seiner überwältigenden Größe, wo ich mir selbst so unendlich klein vorkomme und andererseits das Glücksgefühl und das Bedürfnis ihn zu ehren und ihm zu danken. Atemberaubend! Dort haben wir dann das für mich intensivste „Vater Unser“ gebetet, das ich je erlebt habe. Das sind Augenblicke, die einen verwandeln. Sternstunden, glückliche Momente, göttliche Erfahrungen.
Von so einer „Sternstunde“ erzählt auch das heutige Evangelium. Ein Erlebnis, wo sich Himmel und Erde begegnen und das Menschen innerlich verwandelt. Es bringt ein eigenes „Glücks-Gefühl“ hervor, so dass sie diese Situation einfach festhalten möchten: „Lasst uns drei Hütten bauen“. Diese Menschen, diese ersten Christen, bekommen sozusagen eine Kostprobe von der Erkenntnis, wer dieser Jesus in Wirklichkeit ist. Sie erleben das Hereinbrechen der göttlichen Wirklichkeit in unsere Welt. Mit Jesus kommt der Himmel, das Reich Gottes auf die Erde. Schauen wir auf ein paar Details, die aber große Bedeutung haben.
„Er stieg auf einen Berg um zu beten. Und während er betete, veränderte sich sein Gesicht.“ Auch bei seiner Taufe im Jordan wird gesagt: „Während Jesus betete, öffnete sich der Himmel.“ Im Beten ist Jesus Gott ganz nah, tief mit ihm verbunden, ganz von Gott durchdrungen, durchstrahlt. Gottes Herrlichkeit leuchtet in ihm auf. Etwas Ähnliches wird im Alten Testament von Mose erzählt: Nachdem er Gott am Berg begegnet ist und wieder herunterkommt sieht das Volk, wie sein Gesicht „strahlt“.
Jesus ist hier also in bester Gesellschaft. Mose und der Prophet Elia, Hauptfiguren der jüdischen Religion, Symbolfiguren für „Gesetz und Propheten“, das Herz dieser Religion. Sie unterhalten sich mit Jesus. Aber dieser ist mehr als sie, und er wird später sagen: „Ihr habt gehört, dass (vom Gesetz und den Propheten) gesagt worden ist...., Ich aber sage euch“!
Und dann kommt die Stimme aus der Wolke. Eine Wolke verdeckt, verhüllt. Gott kann man nicht direkt sehen. Bei der Taufe sagt die Stimme zu Jesus: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich meine Freude.“ Jetzt sagt dieselbe Stimme zu den Menschen: „Das ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören.“ Oben auf dem Berg erfahren die Apostel Gott, sie hören ihn.
Durch Jesus spricht Gott zu uns, teil er sich mit, spricht er uns an. Hören wir also wirklich auf Jesus? Oder überhören wir ihn? Für bestimmte Dinge habe ich oft kein Ohr, da höre ich nicht hin, besonders wenn sie mich herausfordern und unbequem sind. „Der Glaube kommt vom Hören“, hat der Apostel Paulus gesagt. Durch das Wort, das von Gott kommt, spüre ich, er ist mir nahe, er meint mich, er weist mir einen Weg durch das Leben. So kann ich den Weg gehen, kann ich eine Aufgabe übernehmen, die mir zugedacht ist. Aber das setzt bei mir voraus, dass Jesus für mich wirklich diese Bedeutung hat.
Die ganze Szene am Berg ist also ein Versuch deutlich zu machen, was Menschen, Christen, zutiefst erfahren haben. Höhepunkte, Sternstunden, Gipfelerfahrungen, bei denen ihnen klar geworden ist, wer Jesus wirklich ist und welche Bedeutung er wirklich für sie hat. Hat Jesus für mich auch diese Bedeutung? Spüre ich, dass Gott durch Jesus zu mir spricht, dass in seinen Worten etwas von seiner Herrlichkeit in Jesus aufleuchtet? Und spüre ich diese Ehrfurcht für ihn?